Skoda Rapid im Test: Mehrfach clever
Bratislava (Slowakei), 16. Juli 2012 - "Rapid" oder rapide heißt so viel wie rasend schnell. Und das scheint auch das Motto von Skoda zu sein, wenn es darum geht, neue Autos unter die Leute zu bringen. In den kommenden Jahren will die VW-Tochter weltweit im Schnitt alle sechs Monate ein neues Modell präsentieren. Dabei liegen die Tschechen in Europa gut im Zeitplan. Nach dem Citigo vor einigen Wochen präsentiert der Hersteller nun stolz sein jüngstes Kind: den Rapid.
Nicht modisch, sondern klassisch
Der kompakte Tscheche soll vor allem Familien durch ein gutes Platzangebot und einen günstigen Preis als Käufer locken. Ansprechen soll auch seine Form, die ohne gestalterischen Schnickschnack auskommt. "Das Design ist nicht modisch, sondern klassisch. Es soll auch in einigen Jahren noch gefallen", sagt Skoda-Chef Winfried Vahland. Das ist gelungen, uns gefallen die schärferen Konturen an Frontpartie und Heck gut. Diese Gestaltung wird bald die ganze Modellpalette betreffen, denn der Rapid ist der erste Skoda mit dem neuen Markengesicht.
Stufen- oder Fließheck?
Auf den ersten Blick könnte der Rapid ein kompaktes Stufenheckmodell mit einem separaten Kofferraum sein. Das täuscht: Der Stauraum wird von einer weit nach oben öffnenden Hecktür bedeckt. Das Abteil selbst muss zwar über eine hohe Kante und eine schmale Öffnung beladen werden, beeindruckt aber durch eine breite und lange Grundfläche. Laut Vahland sollen sogar zwei Kinderwagen Platz finden, das konnten wir aber nicht ausprobieren. Wir haben dafür zwei normale Trolleys hineingepackt, die fast verloren aussahen. Immerhin 550 Liter schluckt das Heck des Rapid, das ist ein beachtlicher Wert. Noch mehr Platz - nämlich 1.490 Liter - gibt's nach dem Umlegen der geteilten Rücklehne.
Überraschend guten Sitzkomfort bietet der Fond: Auch groß gewachsene Menschen haben hier genügend Kopffreiheit und die Knie haben selbst dann noch Luft, wenn das Vordergestühl für zwei Erwachsene eingestellt ist. Die Sessel vorn sind zwar bequem, haben aber eine etwas kurze Oberschenkelauflage. An welchen Stellen gespart wurde, um den Einstiegspreis zu drücken, sieht man am Cockpit: An der Armaturentafel und in der Mittelkonsole dominiert Hartplastik. Der Kunststoff ist aber ordentlich verarbeitet, für etwas Abwechslung in der dunklen Landschaft sorgen einige wenige Chromumrandungen. Erfreulicherweise wurde auch mit Schaltern und Tasten gegeizt, sodass der Fahrer-Arbeitsplatz sehr übersichtlich und aufgeräumt gestaltet ist.
Vier Benziner, zwei Diesel
Zum Marktstart im November 2012 wird es vier Benziner und einen Diesel geben. Bei den Ottomotoren bildet der dreizylindrige 1.2 MPI mit 75 PS den Einstieg, gefolgt von zwei 1,2-Liter-TSI Motoren mit 85 beziehungsweise 105 PS und einem 1,4-Liter-TSI mit 122 PS. Als zunächst einziger Selbstzünder wird der 105 PS starke 1.6 TDI angeboten, der auch für diesen Test zur Verfügung stand. Im Jahr 2013 soll noch eine Variante dieser Maschine mit 90 PS folgen. Ebenfalls auf dem 2013er-Programm steht ein auf Geiz-Verbrauch optimiertes Greenline-Modell mit einem CO2-Ausstoß von unter 100 Gramm. Bei allen anderen Motorisierungen lässt sich mit Hilfe des Spritsparpaketes namens "Green tec" bis zu acht Prozent Treibstoff sparen. Das Paket ist bereits ab Markstart zu haben und beinhaltet neben dem Start-Stopp-System auch eine Bremsenergie-Rückgewinnung und rollwiderstandoptimierte Reifen.
Großer Diesel: Ausreichend stark
Mit dem großen Diesel ist der kompakte Skoda ausreichend kräftig motorisiert, kann aber den Namen "Rapid" nicht auf der Straße umsetzen. Aus dem Drehzahlkeller geht's recht zäh in mittlere Touren-Gefilde, dort geht's beim Gasgeben dann spritziger voran. Der Motor arbeitet im Leerlauf hörbar rau und ist selbst bei normaler Fahrt brummig im Hintergrund zu vernehmen. Die Spitze von 190 km/h und ein Wert von 10,6 Sekunden beim Standardsprint reicht im Autoquartett nicht für die Trumpfkarte, dafür ermöglicht der Verbrauch schon eher einen Stich: 4,4 Liter Durchschnitt auf 100 Kilometer nennt Skoda, 5,4 Liter standen bei der Testfahrt über Landstraßen, die Autobahn und City-Strecken am Bordcomputer. Nur Fünfgang-Schaltung
Leider wird der 105-PS-Diesel nur an ein Fünfgang-Getriebe gekoppelt. Das arbeitet zwar, wie wir das von den Boxen bei der VW-Gruppe gewöhnt sind, knackig und auf kurzen Wegen, aber auf der Autobahn wäre zur Geräuschsenkung ein sechster Gang wünschenswert. In den Genuss einer Sechser-Box kommt man nur beim 105 PS starken Benziner. Ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe wird ausschließlich für den 122-PS-Otto und den 1.6 TDI mit 90 PS angeboten.
Kurze Stöße werden gemeldet
Der Rapid lässt sich bei Bedarf spaßbringend und schnell über Landstraßen und Kurven scheuchen, denn die Lenkung ist direkt abgestimmt und gibt ein gutes Feedback von der Straße. Auf Straßen mit glatten Oberflächen bringt uns der Tscheche gut gefedert und komfortabel voran. Während lange Bodenwellen weggebügelt werden, muss der Unterbau aber bei Unebenheiten wie Schlaglöchern oder Querrillen passen: Diese Art von Straßenschäden werden spürbar an die Hinterseite gemeldet.
Ab 14.000 Euro
Zum Preis gibt es noch keine konkrete Ansage, laut Skoda-Sprecher Rainer Strang soll er bei 14.000 Euro für den 1.2 MPI starten. Die Klimaanlage und das Radio sind dann aber noch nicht dabei. Weitere Ausstattungsdetails wurden noch nicht bekannt gegeben, allerdings sollen außer einem ESP, einer Einparkhilfe hinten und einem Tempomaten keine weiteren Assistenzsysteme im Programm sein. Dafür wartet der Skoda serienmäßig mit einigen klugen Ideen auf. So steckt in der Tankklappe ein Eiskratzer, dessen Hülle gleichzeitig eine Lupe ist. Damit soll man beispielsweise die Reifendrucktabelle an der Tankdeckelinnenseite besser ablesen können. Ein Wende-Teppich im Kofferraum für schmutzige Schuhe, ein USB-Anschluss in der Mittelkonsole und ein Smartphone-Halter in der Mittelkonsole gehören zu den praktischen Details.
Technische Daten
Antrieb | Frontantrieb |
Anzahl Gänge: | 5 |
Getriebe: | Schaltgetriebe |
Motor Bauart: | Turbo-Diesel |
Leistung: | 77 kW (105 PS) bei 4.400 UPM |
Hubraum: | 1.598 |
Drehmoment: | 250Nm bei 1.500-2.500 UPM |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Fazit
"Simply clever" - einfach clever - heißt der Skoda-Leitspruch und er trifft auf den Rapid genau zu. Eigentlich könnte das Motto auch "mehrfach clever" heißen, denn der Newcomer hat für sein Geld keinen Schnickschnack, sondern viel Nützliches zu bieten. Familien als die anvisierte Zielgruppe sollten sich den schicken Tschechen tatsächlich näher ansehen. In der Golfklasse bietet der Rapid nicht nur ein konkurrenzlos großes Stauabteil, sondern auch einen geräumigen Innenraum mit viel Platz im Fond. Dass man bei einer knappen Preiskalkulation irgendwo Abstriche machen muss, zeigt sich an den etwas billig wirkenden Kunststoff-Oberflächen im Cockpit. Mit dem von uns getesteten 105-PS-Diesel ist der Rapid ausreichend stark motorisiert, weniger gut gefallen der zähe Durchzug im unteren Drehzahlbereich und das stuckerige Abrollverhalten auf schlechten Straßen.
Siehe auch:
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